Umweltschutz
Schaut man über den Tellerrand hinaus, so wird die Entscheidung für eine Baumaßnahme noch von anderen Kriterien bestimmt als nur von kurzfristigem Kostendenken. Die Grafik rechts zeigt die Entwicklung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre: Der Anstieg der letzten 30 Jahre hat die gleiche Dimension wie der Anstieg in 200 Jahren davor. Hauptverursacher ist die Kohlendioxid- Emission aus der Verbrennung fossiler Energieträger. 90% der im privaten Haushalt verursachten CO2- Emission entsteht durch die Hausheizung und Warmwasserbereitung. Appelliert man an den einzelnen Bau- willigen und an seine Mitverantwortung für die Umwelt, so ist ihm in der Regel nicht bekannt, welchen entscheidenden Beitrag er zur Schadstoffreduktion leisten kann:
Ein Einfamilienhaus mit 140 m2 beheizter Fläche, das gerade den Anforderungen der neuesten Energieeinsparverordnung entspricht, verursacht allein bei der Hausheizung eine durchschnittliche Emission von 2,7 t Kohlendioxid im Jahr Wem ist schon bekannt, dass beim Verbrennen von einem Kilo Braunkohle 4 kg (!) CO2 entstehen, bei einem Kilo Steinkohle 3,3 kg, bei einem Liter leichtem Heizöl 2,7 kg und selbst beim umweltfreundlichen Erdgas immerhin noch 1,85 kg pro m3. Die Gewichtsvermehrung ist begründet durch die Verbindung von einem Teil Kohlenstoff (C) mit zwei Teilen Sauerstoff (O) aus der Luft.

Energieverbrauch in Haushalten
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Kohlendioxid in der Atmosphäre
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Verbrauchssituation
Wie sieht die Verbrauchssituation aus? Aus nebenstehender Grafik ist zu entnehmen, dass beim Altbaubestand durchschnittlich zur Raumheizung 220 kWh Heizenergie pro m² beheizter Fläche im Jahr notwendig sind. Dies entspricht 22 l Heizölverbrauch pro m2 und dies entspricht wieder einer Kohlendioxidemission von 60 (!) kg pro m2 im Jahr. Doch selbst ein Neubau, der den Anforderungen der Energieeinsparverordnung genügt, verursacht immer noch eine Kohlendioxidemission von 20 kg pro m2 und Jahr. Keinem Altbaubesitzer kann man für die emissionsträchtige Bauweise einen Vorwurf machen, denn zur damaligen Zeit war die umweltschädigende Wirkung des Kohlendioxids noch nicht hinreichend bekannt. Heute müsste man einem Bauherren sehr wohl einen Vorwurf machen, denn die Probleme sind hinreichend dargestellt.

Ziel der Passivhaustechnologie ist, die aktive Heizung auf eine minimale Notheizung zu reduzieren, die nur an wenigen Tagen im Jahr gefordert ist. Bei einem Einfamilienhaus wäre das eine montierte Heizleistung in der Größenordnung von 2 kW, also die Größenordnung eines Heizlüfters. Dies würde umgerechnet einem Verbrauch von 15 kWh im Jahr pro m2 beheizter Wohn- Nutzfläche entsprechen. Dieser Verbrauch ist auch die Vorgabe für ein Passivhaus. Aus der o.a. Grafik kann man auch die Größenordnung der Ersparnisse erkennen:
Ein Passivhaus verbraucht rd. 80% weniger Heizenergie als ein Gebäude nach neuester Energieeinsparverordnung. Überträgt man dies auf eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 Jahren so würde dies für die Umwelt bedeuten:
Bereits ein durchschnittliches Passiv- Einfamilienhaus erspart der Umwelt über eine Lebensdauer von 50 Jahren rd. 100 t Kohlendioxid!
Heizkosten
Wenig Heizenergie bedeutet auch wenig Heizkosten: Heizkosten von 100 EUR im ganzen Jahr sind bei einem Einfamilienhaus keine Seltenheit.
Was ist ein Passivhaus?
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Ein Passivhaus ist ein Gebäude, bei dem der Jahres-Heizwärmeverbrauch nicht über 15 kWh pro m2 beheizter Wohnfläche liegt.
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Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das kein herkömmliches Heizsystem mehr benötigt.
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Bei einem Passivhaus wird die not- wendige Restwärme über die Zuluft der sowieso vorhandenen Lüftungsanlage in die Räume transportiert.
Wärmeverluste und Wärmegewinne
Die Darstellung gibt die Antwort, dass das sog. "Wunder" mit einer Wärmestrombilanz zu begründen ist. Situation bei einem Niedrigenergie- haus: Heizenergie-Verluste entstehen bei der Lüftung und bei der Transmission durch die Gebäudehülle einschließlich der Fenster. Auf der Gewinnseite sieht man aber, dass nur etwas mehr als die Hälfte dieser Verluste durch die aktive Heizung ausgeglichen werden muss. Auch ein Niedrigenergiehaus verfügt noch über eine Reihe von weiteren Wärmequellen:
Mehr als 10% der Wärmeenergie wird durch die internen Quellen erzeugt: Die Menschen (jeder Mensch gibt durchschnittlich 80-100 W Wärme ab), die Beleuchtungskörper und die Abwärme der Haushaltsgeräte.
Fast 25% der Wärmeenergie sind bereits bei einem Niedrigenergiehaus passiv-solare Gewinne über die Wärmeschutzgläser! Trotzdem würde die Vergrößerung der Fensterflächen bei einem Niedrigenergiehaus keine energetischen Vorteile bringen, da durch Transmission ein Verlust in der gleichen Größenordnung gegenüber- steht.
Die Situation beim Passivhaus: Auch hier sieht man auf der Gewinnseite interne und solare Gewinne in der gleichen Größenordnung. Die entscheidende Antwort gibt die Verlustseite:
Die Lüftungswärmeverluste werden um rd. 80% reduziert.
Die Transmissionswärmeverluste der Gebäudehülle werden um rd. 60% reduziert.
Wärmestrombilanz eines Niedrigenergie- und eines Passivhauses